Not & Langeweile
Ein Blog zwischen den Lebenspolen
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Warum und Wozu?
Radikale Ehrlichkeit. Ein Wort das von der Wellness-Instagram-Bubble fast so sehr ausgeleiert wurde wie Achtsamkeit und Work-Life-Balance. Was es aber genau bedeutet und wie man daraus einen Lebensentwurf macht, liest man selten. Als mich Menschen fragten, was ich mit meinem Leben machen will, habe ich ihnen – abhängig von meiner Lebensphase – einen detaillierten Plan vorgestellt. Der hat alle Bereiche dessen abgedeckt, die ein guter Lebensplan haben sollte: Wie verdiene ich meine Brötchen, wo werde ich leben und welche Karriere strebe ich an.
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Im Kontext vom Krieg
Rotkohl. Lichtschalter. Vorhänge. Das sind nur einige der Gründe, weshalb ich in der letzten Woche meinen Partner angemault habe. Man kann wohl sagen, ich bin gestresst. Ich bin gestresst, weil Krieg in der Ukraine ist. Weil ich mir Sorgen um meinen Vater in Kiew mache, um meine anderen Angehörigen, um den Frieden in Europa und um die Zukunft. Doch warum bin ich so wütend? Das hat mich dann auch, wenig überraschend, mein etwas perplexer Partner gefragt.
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Hunger und Vergessen
Als ich noch in der Ukraine zur Schule gegangen bin, haben wir jedes Jahr ein recht kitschiges Fest gefeiert. Es wurde eine bedrückende Theateraufführung von den älteren Schüler_innen vorbereitet, bei der nationale Trachten und eigenartige Kuchen dabei waren. Für mich war das so normal, dass es einfach zum Schulalltag gehörte, genauso wie morgens die Nationalhymne zu singen, schlecht in Mathe zu sein und im Hof zu spielen. Ich wusste natürlich, worum es da ging.
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Ein Loblied auf das Nickerchen
„Wie wirst du heute nutzlos für den Kapitalismus sein?“ Dieser Satz grüßte mich in großen, ruhigen Buchstaben als ich das erste Mal auf die Seite der Nap Ministry ging. Es ist das Projekt von Tricia Hersey, die unter dem Motto „Rest is Resistance“ den Schlaf - vor allem für die schwarze Community - aus der kapitalistischen grind culture befreien will. In einer Zeit, in der die Selbstausbeutung und Schlaflosigkeit zu Tugenden hochstilisiert werden, kämpft sie mit ihrem Projekt dafür, Schlaf und Ruhe, vor allem mitten am Tag, als gelebten Widerstand zu praktizieren.
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Über Narben
Die Fragen: Wie is’n das passiert? Was hast du da gemacht? Wer hat dir das angetan? Wow, das sieht ja brutal aus! Die Antworten: Ach, das Leben. Ich wurde von einem Tiger angegriffen. Das war ich selbst. Ja, aber es wird besser, alles gut. Die Wahrheit: Ich habe mehrfach eine Rasierklinge durch meine Haut gezogen. Freiwillig und absichtlich. Und es hat mir gutgetan. Aber dann auch wieder nicht. Menschen, die wie ich sich aufgrund ihrer Erkrankung selbst verletzen, wissen wahrscheinlich mehr über physischen und psychischen Schmerz zu erzählen als die meisten Anderen.
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When talking about rape
When talking about rape, it seems important to me to note: the weight, the emptiness, the unease. To be reminded that I and we live among predators. We love them, trust them, cherish them, forgive them. And it may not be their fault, blame society, upbringing and porn. Yet the knife cuts with the same force, the same depth, leaves the same bloody mark, no matter its motivation. I do not mean to say that all men are rapists or evil.